Wiederaufbau der evangelischen Kirche Bistrita im Jahr 2009

Bistrița (deutsch Bistritz) ist eine Stadt im Nordosten von Siebenbürgen im Kreis Bistrița-Năsăud in Rumänien. Bistrița ist Kreishauptstadt. Die Stadt liegt am gleichnamigen Fluss und gehört zu den ehemaligen "sieben" Städten (Burgen) von Siebenbürgen, denen die sogenannte Hermannstädter Freiheit von 1224 gewährt wurde. Die Städte wurden von Migranten gegründet, welche damals aus dem Westen aus Luxemburg, Belgien, dem Moselland, dem Aachener Raum und dem Rhein kamen. Diese kamen übrigens nicht nur aus freien Stücken, sondern weil die Ernährungslage im Westen durch eine "kleine Eiszeit" gerade schlecht war und Siebenbürgen durch den Pilger-/Kreuzzurpfad ins heilige Land als "reich" bekannt war. Der Städtebund bestand aus sechs festen Städten: Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz, Schäßburg, Mediasch, Mühlbach sowie einer siebten wechselnden Stadt, das können Broos, Klausenburg, Reps, Sächsisch-Regen  gewesen sein. Die Städte heißen heute natürlich rumänisch: Sibiu, Brașov, Bistrița, Sighișoara, Mediaș, Sebeș sowie Cluj, Orăstie, Rupea und Reghin. Bistrița heißt mit einem alten Namen auch Nösen, was möglicherweise auf einen luxemburgischen Ursprung hinweist.

Bistrița hat heute ca. 80.000 Einwohner. Zu sozialistischen Zeiten wurde hier Stahlindustrie angesiedelt und ist noch Standort der Automobilzuliefer- und Maschinenbauindustsrie. Außerdem werden Batterien und Möbel hergestellt. Die Stadt kann sich rühmen, Geburtsort von Andrei Mureșanu zu sein, dem Dichter des Textes der rumänischen Nationalhymne: "Deșteaptă-te române!" Außerdem wurde hier Stefan H. Hedrich geboren, dem die Welt den Transrapid zu verdanken hat. 

Das Wappen von Bistrița

Städtepartnerschaft Herzogenrath - Bistritz

Die Wurzeln der Kontakte zu Bistrița reichen weit zurück und sind eng mit den Hilfslieferungen verbunden, die nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Rumänien von privater Seite aus initiiert wurden. Dies führte dazu, dass auf Initiative von Josef Poqué die Feuerwehr von Bistrița sowohl von Herzogenrath, als auch von Kerkrade, zwei Feuerwehrfahrzeuge gespendet bekam, da der Fahrzeugpark der Feuerwehr in Bistrița aktuellen Anforderungen nicht genügt hatte. Diese Aktivität führte dann auch zu weiteren Kontakten. Josef Poqué war damals auch Leiter des städtischen Schulamtes und hat dazu beigetragen, dass erste Kontakte zu Schulen geknüpft werden konnten. Der damalige Direktor des städtischen Gymnasiums, Reinhard Granz, engagierte sich in erheblichem Maße für das Zustandekommen eines Schüleraustauschs. Josef Poqué wurde im Juli 1994 auf Grund seines Engagements zum Ehrenbürger von Bistrița ernannt.

Kury darauf war es im Jahr 1995 dann soweit. Es begann ein Schüleraustausch zwischen dem Collegiul National Liviu Rebreanu in Bistrița und dem städtischen Gymnasium in Herzogenrath. Diese ersten Schritte führten schließlich im Jahr 2000 zur Gründung einer offiziellen Schulpartnerschaft, die den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit legte. Das Collegiul national Liviu Rebreanu hatte damals noch einen durchgehenden deutschsprachigen Zweig, so dass die Schülerinnen und Schüler zumindest erste Deutschkenntnisse hatten, was leider auf der Gegenseite nicht annähernd vorhanden war. 

Ein erstes Highlight war das Partnerschaftsfest in Herzogenrath im Jahr 2001, bei dem zum ersten Mal eine Delegation aus Bistrița teilnahm. Die festliche Atmosphäre wurde durch die mitreißenden Darbietungen der Musik- und Tanzgruppe „Cununa de pe Somes“ bereichert. An Pfingsten im gleichen Jahr feierten die Städte Plérin und Herzogenrath das 15-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft, und die Veranstaltung zog Teilnehmer aus Frankreich, Rumänien, Irland, den Niederlanden und Deutschland an. In diesem festlichen Rahmen äußerte die rumänische Delegation den Wunsch, eine Städtepartnerschaft mit Herzogenrath einzugehen – ein Wunsch, den das Partnerschaftskomitee gerne aufnahm.

Im Juli des gleichen Jahres reiste eine Delegation der Stadt Herzogenrath, angeführt vom damaligen Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees, Reinhard Granz, nach Bistrița. Die herzliche Gastfreundschaft, die sie dort erlebten, beeindruckte alle Reiseteilnehmer zutiefst. In einem feierlichen Moment wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die gegenseitige Unterstützung und die freundschaftliche Verbundenheit bekräftigte. Der Stadtrat von Herzogenrath stimmte dieser Erklärung am 27. September 2001 einstimmig zu, und auch der Stadtrat in Bistrița folgte diesem Beispiel.

In den folgenden Jahren fanden zahlreiche Begegnungen in beiden Städten statt, sowohl durch Besuche der Stadtverwaltungen als auch durch den Austausch zwischen den Feuerwehren von Herzogenrath/Kerkrade und Bistrița. Die regelmäßigen Schüleraustausche trugen maßgeblich dazu bei, dass persönliche Kontakte und Freundschaften entstanden. Ein weiterer Höhepunkt dieser Beziehungen war die Reise von etwa 80 Herzogenrathern nach Bistritz im Juli 2005. Sie nahmen an den Festlichkeiten der Bistritzer Festtage teil und waren Zeugen der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 16. Juli 2005, während sie gleichzeitig die rumänische Gastfreundschaft genießen konnten.

Am 10. Juni 2006 fand die feierliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in Herzogenrath statt. Zu diesem besonderen Anlass waren auch die Freunde aus Kerkrade und Mayschoss anwesend, mit denen Herzogenrath aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte eine besondere Beziehung pflegt. Diese Ereignisse sind nicht nur Meilensteine in der Geschichte der Städtepartnerschaft, sondern auch Ausdruck der wertvollen Freundschaften, die über Grenzen hinweg entstanden sind.

Die Beziehungen wurden noch einmal intensiviert, nachdem im Jahr 2008 nach dem Brand der evangelischen Stadtkirche in Bistrița die Partnerstädte von Bistrița um Beistand beim Wiederaufbau gebeten wurden. Dies waren damals neben Herzogenrath auch die italienische Stadt L'Aquila, die im April 2009 fürchterliche Zerstörungen durch ein Erdbeben erlebt hatte. Daneben nahmen in den Folgejahren zu Fachkonferenzen auch die Städte Zielona Góra aus Polen, Wels aus Österreich und Besançon aus Frankreich teil. Seitdem finden nicht nur die regelmäßigen Schüleraustausche, sondern auch Delegationsbesuche statt. In Bistritz wird ein jährliches Delegationstreffen anlässlich der "Zilele Bistriței" (Bistritzer Tage) veranstaltet, zu dem die Partnerstädte und die mit Bistritz befreundeten Städte eingeladen werden. Neben den offiziellen Veranstaltungen steht der Austausch zwischen den Teilnehmern im Vordergrund, daneben werden auch Kulturveranstaltungen auf den Bistritzer Tagen besucht. Zu den Delegationstreffen werden unterschiedlich große Delegationen eingeladen, manchmal sind nur wenige Personen dabei, manchmal fährt ein größerer Teilnehmerkreis aus dem Partnerschaftsverein Herzogenrath mit.