Das aktuelle Wappen von Bistrița wurde 1999 durch den rumänischen Staat genehmigt (https://lege5.ro/Gratuit/giztamzw/hotararea-nr-790-1999-privind-aprobarea-stemelor-unor-municipii)
Es besteht aus einem geteilten Schild mit einer umgedrehten Gabelung, die den Schild in drei Teile aufteilt.
Im linken Teil steht auf gelben (goldenem) Grund die Statue von Andrei Mureșanu auf einem gemauerten Sockel, beide in Silber. Er wurde 1816 in Bistrița geboren und gehörte zu den nationalen Kräften, die sich an der Revolution von 1848 beteiligt haben. In der Volksversammlung in Blaj war er Delegierter. Mureșanu ist Verfasser des Gedichts "Deșteaptă-te, române", was etwa "Erwache, Rumänien" bedeutet. Das im Revolutionsjahr 1848 verfasste Gedicht ist ab 1989 Textgrundlage der rumänischen Nationalhymne. Es ist damit aus dem gleichen Zeitgeist, wie der Text der deutschen Nationalhymne, die Hoffmann von Fallersleben 1841 verfasste.
Im rechten Teil befindet sich auf einem azurblauen Feld ein stufenförmiger Bau, ebenfalls in Silber, der mit einem spitzen Dach abgeschlossen und mit zwei Wimpeln versehen ist. Es handelt sich ganz offensichtlich um ein Stadttor, so wie Bistrița, zumindest noch im 17. Jahrhundert, drei hatte. Über dem Tor befindet sich ein Schild mit dem Wappen von Moldawien, dem Kopf eines Ochsen mit einem Stern zwischen den Hörnern, flankiert von Rosen auf der rechten und einem Halbmond auf der linken Seite. Das Wappen ist schon im 15. Jahrhundert belegt und war das Symbol des alten Fürstentums Moldau, allerdings mit einer Sonne statt der Rose. Sonne und Mond sind offensichtlich Symbole von Münzen des antiken Dakien. Der achtzackige Stern wird als altes dakisches Weisheitssymbol gedeutet. Der Kopf des Auerochsen war das Wappentier des walachischen Fürstengeschlechts Basarab. Mit der Rose bildete es auch das Wappen von Bessarabien, allerdings mit anderer Farbgebung und einem fünfzackigen Stern. Moldawien und Bessarabien liegen nördlich der Karpaten, die bis 1919 die Grenze von Österreich-Ungarn bildeten. Bistrița bezeichnet sich gern als "porta Transsilvaniei", also Tor nach Transsilvanien. Wer früher von Norden also Moldawien oder auch Bessarabien etwa über den Mestecanis-Pass nach Siebenbürgen kam, traf die erste der Siebenbürgen-Städte in Bistrița an. Dies musste die Stadt auch leidvoll bei den Überfällen der Tartaren im Jahr 1241 erfahren, die die Stadt vollständig zerstört hatten. Die Wehrhaftigkeit der Stadt kommt unter anderem von dieser Gefahr. Das zur Passstraße gerichtete Tor hieß "Holzgässer Tor" oder "Poarta lemnelor". Hiervon gibt es eine schöne Darstellung, allerdings aus dem 19. Jh.. Wenn man sich den späteren Vorbau wegdenkt, sieht das schon sehr wie das Tor auf dem Wappen aus.
Im unteren Teil schließlich ist auf rotem Grund aus einer Kartusche in Silber ein Straußenkopf in Silber. Der heraldische Strauß erscheint mit seinem hauptsächlichen Unterscheidungsmerkmal, einem im Schnabel gehaltene Hufeisen. Das Hufeisen ist nach unten gerichtet. Diese Eigenart rührt unter anderem aus dem mittelalterlichen Aberglauben her, dass der Strauß Eisen oder auch Steine fressen und verdauen kann. Der Strauß verweist darauf, dass im Jahr 1330 Königin Elisabeth (von Polen), Frau von Karl I. Robert von Ungarn aus dem Hause Anjou, der damals Ungarn regierte, das städtische Selbstverwaltungsrecht mit eigener Gerichtsbarkeit der Stadt zusprach. Dies war einer der Gründe für die Stärkung der wirtschaftlichen Lage der Stadt. Das Haus Anjou war noch einmal Wohläter von Bistrița, als König Ludwig 1351 weitere Freiheiten gewährte und einen zweiwöchigen Markt vom 24. August bis zum 7. September erlaubte. Dieser Markt war ein weiterer Grundstein des wirtschaftlichen Aufschwungs. Das Stadtwappen enthält nicht Elemente des Schildes derer von Anjou, damals die dreifache Lilie und die rot-weißen Querbalken von Ungarn, sondern die Helmzier des Vollwappens. Dies sieht man schön auf einem mittelalterlichen Wappenbild an einem Gebäude. Hier sieht man auch die Herkunft der Kartusche, auf welcher der Straußenkopf sitzt.
Der Schild ist mit einer silbernen Mauerkrone aus sieben zinnenbewehrten Türmen versehen, was die Bewehrung der Stadt Bistrița symbolisiert. Die Stadt hatte mehr Türme, aber die Zahl 7 hat höhere Symbolkraft, über die hier nicht weiter philosophiert werden soll.
Die drei Hintergrundfarben blau, gelb (gold) und rot weisen auf die Farben Rumäniens hin.
Quellen:
Städtebaugeschichte und Bild Holztor: Gaiu, Corneliu; Duda, Vasile: Topografia Munumentelor Din Municipiul Bistrița - Centrul istoricc, Editura Accent, Cluj-Napoca 2008, ISBN 978-973-8915-87-9. Holztor: "Gravură din sec. XIX@, S. 44
zum Wappen: Duda, Vasile: Bistrița Istorie Oameni Și Cultură - Album; Bistritz Geschichte Menschen und Kultur - Album; Bistrița History People And Culture - Album, Primaria Municipiului Bistrița, 2011, ISBN 978-973-0-11980-0. historisches Steinwappen: S. 36
- Details
- Geschrieben von: Thomas Baum
Bistrița (deutsch Bistritz) ist eine Stadt im Nordosten von Siebenbürgen im Kreis Bistrița-Năsăud in Rumänien. Bistrița ist Kreishauptstadt. Die Stadt liegt am gleichnamigen Fluss und gehört zu den ehemaligen "sieben" Städten (Burgen) von Siebenbürgen, denen die sogenannte Hermannstädter Freiheit von 1224 gewährt wurde. Die Städte wurden von Migranten gegründet, welche damals aus dem Westen aus Luxemburg, Belgien, dem Moselland, dem Aachener Raum und dem Rhein kamen. Diese kamen übrigens nicht nur aus freien Stücken, sondern weil die Ernährungslage im Westen durch eine "kleine Eiszeit" gerade schlecht war und Siebenbürgen durch den Pilger-/Kreuzzurpfad ins heilige Land als "reich" bekannt war. Der Städtebund bestand aus sechs festen Städten: Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz, Schäßburg, Mediasch, Mühlbach sowie einer siebten wechselnden Stadt, das können Broos, Klausenburg, Reps, Sächsisch-Regen gewesen sein. Die Städte heißen heute natürlich rumänisch: Sibiu, Brașov, Bistrița, Sighișoara, Mediaș, Sebeș sowie Cluj, Orăstie, Rupea und Reghin. Bistrița heißt mit einem alten Namen auch Nösen, was möglicherweise auf einen luxemburgischen Ursprung hinweist.
Bistrița hat heute ca. 80.000 Einwohner. Zu sozialistischen Zeiten wurde hier Stahlindustrie angesiedelt und ist noch Standort der Automobilzuliefer- und Maschinenbauindustsrie. Außerdem werden Batterien und Möbel hergestellt. Die Stadt kann sich rühmen, Geburtsort von Andrei Mureșanu zu sein, dem Dichter des Textes der rumänischen Nationalhymne: "Deșteaptă-te române!" Außerdem wurde hier Stefan H. Hedrich geboren, dem die Welt den Transrapid zu verdanken hat.
Städtepartnerschaft Herzogenrath - Bistritz
Die Wurzeln der Kontakte zu Bistrița reichen weit zurück und sind eng mit den Hilfslieferungen verbunden, die nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Rumänien von privater Seite aus initiiert wurden. Dies führte dazu, dass auf Initiative von Josef Poqué die Feuerwehr von Bistrița sowohl von Herzogenrath, als auch von Kerkrade, zwei Feuerwehrfahrzeuge gespendet bekam, da der Fahrzeugpark der Feuerwehr in Bistrița aktuellen Anforderungen nicht genügt hatte. Diese Aktivität führte dann auch zu weiteren Kontakten. Josef Poqué war damals auch Leiter des städtischen Schulamtes und hat dazu beigetragen, dass erste Kontakte zu Schulen geknüpft werden konnten. Der damalige Direktor des städtischen Gymnasiums, Reinhard Granz, engagierte sich in erheblichem Maße für das Zustandekommen eines Schüleraustauschs. Josef Poqué wurde im Juli 1994 auf Grund seines Engagements zum Ehrenbürger von Bistrița ernannt.
Kury darauf war es im Jahr 1995 dann soweit. Es begann ein Schüleraustausch zwischen dem Collegiul National Liviu Rebreanu in Bistrița und dem städtischen Gymnasium in Herzogenrath. Diese ersten Schritte führten schließlich im Jahr 2000 zur Gründung einer offiziellen Schulpartnerschaft, die den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit legte. Das Collegiul national Liviu Rebreanu hatte damals noch einen durchgehenden deutschsprachigen Zweig, so dass die Schülerinnen und Schüler zumindest erste Deutschkenntnisse hatten, was leider auf der Gegenseite nicht annähernd vorhanden war.
Ein erstes Highlight war das Partnerschaftsfest in Herzogenrath im Jahr 2001, bei dem zum ersten Mal eine Delegation aus Bistrița teilnahm. Die festliche Atmosphäre wurde durch die mitreißenden Darbietungen der Musik- und Tanzgruppe „Cununa de pe Somes“ bereichert. An Pfingsten im gleichen Jahr feierten die Städte Plérin und Herzogenrath das 15-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft, und die Veranstaltung zog Teilnehmer aus Frankreich, Rumänien, Irland, den Niederlanden und Deutschland an. In diesem festlichen Rahmen äußerte die rumänische Delegation den Wunsch, eine Städtepartnerschaft mit Herzogenrath einzugehen – ein Wunsch, den das Partnerschaftskomitee gerne aufnahm.
Im Juli des gleichen Jahres reiste eine Delegation der Stadt Herzogenrath, angeführt vom damaligen Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees, Reinhard Granz, nach Bistrița. Die herzliche Gastfreundschaft, die sie dort erlebten, beeindruckte alle Reiseteilnehmer zutiefst. In einem feierlichen Moment wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die gegenseitige Unterstützung und die freundschaftliche Verbundenheit bekräftigte. Der Stadtrat von Herzogenrath stimmte dieser Erklärung am 27. September 2001 einstimmig zu, und auch der Stadtrat in Bistrița folgte diesem Beispiel.
In den folgenden Jahren fanden zahlreiche Begegnungen in beiden Städten statt, sowohl durch Besuche der Stadtverwaltungen als auch durch den Austausch zwischen den Feuerwehren von Herzogenrath/Kerkrade und Bistrița. Die regelmäßigen Schüleraustausche trugen maßgeblich dazu bei, dass persönliche Kontakte und Freundschaften entstanden. Ein weiterer Höhepunkt dieser Beziehungen war die Reise von etwa 80 Herzogenrathern nach Bistritz im Juli 2005. Sie nahmen an den Festlichkeiten der Bistritzer Festtage teil und waren Zeugen der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 16. Juli 2005, während sie gleichzeitig die rumänische Gastfreundschaft genießen konnten.
Am 10. Juni 2006 fand die feierliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in Herzogenrath statt. Zu diesem besonderen Anlass waren auch die Freunde aus Kerkrade und Mayschoss anwesend, mit denen Herzogenrath aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte eine besondere Beziehung pflegt. Diese Ereignisse sind nicht nur Meilensteine in der Geschichte der Städtepartnerschaft, sondern auch Ausdruck der wertvollen Freundschaften, die über Grenzen hinweg entstanden sind.
Die Beziehungen wurden noch einmal intensiviert, nachdem im Jahr 2008 nach dem Brand der evangelischen Stadtkirche in Bistrița die Partnerstädte von Bistrița um Beistand beim Wiederaufbau gebeten wurden. Dies waren damals neben Herzogenrath auch die italienische Stadt L'Aquila, die im April 2009 fürchterliche Zerstörungen durch ein Erdbeben erlebt hatte. Daneben nahmen in den Folgejahren zu Fachkonferenzen auch die Städte Zielona Góra aus Polen, Wels aus Österreich und Besançon aus Frankreich teil. Seitdem finden nicht nur die regelmäßigen Schüleraustausche, sondern auch Delegationsbesuche statt. In Bistritz wird ein jährliches Delegationstreffen anlässlich der "Zilele Bistriței" (Bistritzer Tage) veranstaltet, zu dem die Partnerstädte und die mit Bistritz befreundeten Städte eingeladen werden. Neben den offiziellen Veranstaltungen steht der Austausch zwischen den Teilnehmern im Vordergrund, daneben werden auch Kulturveranstaltungen auf den Bistritzer Tagen besucht. Zu den Delegationstreffen werden unterschiedlich große Delegationen eingeladen, manchmal sind nur wenige Personen dabei, manchmal fährt ein größerer Teilnehmerkreis aus dem Partnerschaftsverein Herzogenrath mit.
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- Geschrieben von: Thomas Baum